Seit Kriegsbeginn befindet sich das grösste Kinderkrankenhaus der Ukraine im Ausnahmezustand. Rund um die Uhr kümmern sich Ärzt*innen um die jungen Patient*innen, die mit schwersten Verletzungen behandelt werden.
Dabei bleibt die Kiewer Klinik selbst nicht von Angriffen verschont.
Ochmatdyt ist das grösste Kinderkrankenhaus der Ukraine. Der Krieg hat den Klinikalltag völlig umgekrempelt. „Es ist wirklich entsetzlich“, sagt die Kinderärztin Switlana Onysko. „Wir leben im Krankenhaus, wir gehen nicht mehr nach Hause, wir sind rund um die Uhr erreichbar, um den Kindern zu helfen.“ „Es ist psychologisch und moralisch schwierig, weil es um Kinder geht“, sagt die Ärztin. „Aber für uns Erwachsene ist es auch schwierig. Es herrscht Krieg.“
Bei dem Beschuss von Kiew wurden nach Angaben der Stadtverwaltung in den ersten Wochen des russischen Angriffskrieges dutzende Kinder getötet und viele weitere schwer verletzt. Die meisten dieser Kinder werden im Ochmatdyt-Krankenhaus behandelt. Die Mitarbeiter*innen erinnern sich an jedes einzelne. Zum Beispiel an den blonden Vierjährigen, der schwere Granatsplitter-wunden erlitt. Oder das sechsjährige Mädchen, dessen Beine bei einer Explosion verletzt wurden und das seine Mutter durch einen Raketenangriff auf den Vorort Hostomel verlor.
Auch das Krankenhaus selbst blieb nicht von den russischen Angriffen verschont. Die Neugeborenenstation wurde von Granatsplittern getroffen. In den ersten Kriegstagen mussten Mütter und Babys bei jedem Luftalarm in den Keller. Kriegsverletzungen sind auch für die erfahrenen Ärzte der Klinik etwas Neues. „Seit der Krieg begonnen hat, behandeln wir Kinder und Erwachsene, die durch Raketen und Kugeln verwundet wurden“, sagt der Chirurg Wlasiji Pylypko. Es seien
„schreckliche Verletzungen“.
Er und seine Kolleg*innen würden versuchen, sich emotional abzuschotten, sagt der Arzt. „Vielleicht werden einige von uns nach dem Krieg psychologische Unterstützung brauchen. Aber jetzt konzentrieren wir uns nur auf die Behandlung der Menschen.“ Einer von ihnen ist Wolodymyr.
„Er muss noch einmal operiert werden“, sagt Pylypko. „Einige Kugeln liegen noch in der Nähe der Wirbelsäule.“
www.ohmatdyt.com.ua