«Gestatten: Wildbiene» Referat von Susanne Gfeller zur Einweihung des Wildbienenhotels auf dem Rütihof

Dienstag, 25. April 2023

Rot. Christoph Wyde

Frau Susanne Gfeller aus Auenstein, Biologin Uni ZH, seit 10 Jahren im Naturama Aarau tätig und profane Kennerin der Wildbienenszene, gewährte dem RC Wynen- und Suhrental interessante Einblicke in das kurze, aber äusserst abwechslungsreiche Leben der Wildbienen, von denen rund 600 Arten in der Schweiz heimisch sind.

Die die allermeisten von den 600 Arten organisieren sich - im Gegensatz zu den Honigbienen - nicht in Staaten (Ausnahme: Hummeln), sondern sind solitär unterwegs. Die putzigen Vegetarier legen im März erste Eier in die Röhren des Bienenhotels, packen Pollen und Nektar als Verpflegung dazu und überlassen nun den werdenden Nachwuchs ihrem Schicksal. Die Larve, je nach Art früher oder später aus dem Ei geschlüpft, verpuppt sich Anfangs Sommer und wird rund ein Jahr später im nächsten Frühjahr als Biene quasi neu geboren, und der Kreislauf beginnt von Neuem.

Einige Wildbienenarten leben in Bodenhöhlen, aber allen gemein ist ihre grundlegende Bedeutung für die Biodiversität. Während die Honigbienen als sozusagen Nutztiere den Grossteil der Bestäubung der Pflanzenblüten übernehmen und so für Früchte und somit für das Überleben der Pflanzen (und ganz nebenbei für einen reich gedeckten Frühstückstisch des Menschen) sorgen, springen die Wildbienen vor allem da ein, wo die Physiognomie der Blüten schwierig ist und Spezialisten gefragt sind. So sind die meisten Wildbienenarten vom Vorkommen einer bestimmten Pflanzengattung oder sogar -art abhängig, was die Vielfalt der zur Verfügung stehenden Flora so wichtig macht. Wen wunderts, dass die allermeisten Wildbienenarten vom Aussterben bedroht sind.

Bezüglich Einsammeln und Transportieren von Pollen haben sich die pfiffigen Hautflügler etwas einfallen lassen und sich im Volksmund zum Beispiel als Bauch- oder Hosenbienen einen Namen gemacht. Und wo sie ganz fehlen, vornehmlich im fernen Osten, übernimmt der Mensch ihre Aufgabe und bestäubt die Blüten mit einem Pinselchen in mühsamer Handarbeit, weil Giftstoffe den sensiblen Schwerarbeiterinnen der Garaus gemacht haben.

Die Biologin Susanne Gfeller seit 10 Jahren im Naturama Aarau tätig.

Auf dem Rütihof wurde das Wildbienenhotel des RC Wynen- und Suhrental eingeweiht.

Wildbienenhotels sind, wenn sie richtig gebaut und platziert werden, grosse Hilfen im Kampf ums Überleben dieser kleinen, aber nützlichen Insekten und in allen Grössen für jede Umgebung passend erhältlich. Nahrungsquellen im Umkreis von bis zu 300 Metern sind ebenso wichtig und lassen sich problemlos auch in städtischen Gebieten auf Terrassen und Balkonen in Pflanzengefässen bereitstellen. Und das Schöne: Wildbienen benützen die Wohnungen mehrmals und reinigen sie zwischen den bewohnten Zeiten. Ob die Vor- oder Nachmieterin für die saubere Stube zuständig ist, haben wir aber leider vergessen zu fragen.