Gynäkologisches Präventionsprojekt in Uganda zeigt Wirkung

laugardagur, 1. júlí 2023

Janine Keller

Im Jahr 2015 gründeten Mitglieder des RC Appenzell den Verein CHEIRA | Swiss Humanitarian Surgery. Wie der Name andeutet, hat sich der Verein der Organisation und Durchführung medizinischer Massnahmen in Entwicklungsländern und Krisengebieten verschrieben, wo Menschen besonders auf Hilfe angewiesen sind. Stark aktiv ist der Verein seit der Gründung beispielsweise in Uganda. Durch die Gegebenheiten vor Ort und inspiriert durch die Arbeit beziehungsweise die Schwerpunkte der Rotary Action Group for Reproductive, Mother and Child Health Schweiz-Liechtenstein (RMCH) initiierte Rotarierin Astrid Bergundthal, Missionskoordinatorin bei Cheira und Leiterin Business Development Versorgungregion Ost, Hirslanden, ein gynäkologische Präventionsprojekt im Einzugsgebiet des Herona Spitals, wo Cheira bereits seit Jahren aktiv ist. Das Projekt wird unter anderem von der RMCH unterstützt.

Modell der gynäkologischen Präventionsarbeit

Durch die Krankheitsbilder der Frauen und Erkenntnisse in Gesprächen mit den Verantwortlichen des Herona Hospitals wurde dem Einsatzteam von CHEIRA klar, dass viel Leid durch gute Präventionsarbeit verhindert werden könnte. Deshalb hat der Verein auf Initiative von Bergundthal entschieden, neben den chirurgischen Einsätzen auch ein gynäkologisches Geburtshilfe-Präventionsprogramm aufzubauen. Für die Prävention gibt es seither eine Station im grösseren Herona-Spital in Uganda. Da Frauen in den abgelegenen ländlichen Gegenden des Einzugsgebiets des Spitals oft nicht die Möglichkeiten und finanziellen Mittel haben, das Krankenhaus zu erreichen, setzt das Projekt auf einen Outreach-Ansatz: Medizinisches Personal wird in die ländlichen Gegenden entsandt, die Frauen aus der näheren Umgebung versammeln sich an einem Treffpunkt (oft eine mit dem Nötigsten ausgestattete kleine Klinik) und dann wird erklärt und untersucht. «Das Modell zeichnet sich durch zwei Faktoren aus: Prävention und Niederschwelligkeit. Ein solches Modell könnte man auch auf andere Orte und Regionalspitäler anwenden.» erklärt Judith Lauber, Gründerin und Präsidentin der RMCH Schweiz-Liechtenstein. Sie beobachtet das Projekt seit der Gründung mit Begeisterung.

Gesundheitspersonal informiert Mütter im Spital über Gesundheitsprävention.

Ziel der Prävention

Das Präventionsprogramm zielt darauf ab, ein vertrauenswürdiges und stabiles Netzwerk aufzubauen, an das sich bedürftige Frauen wenden können und das möglichst barrierefrei zugänglich sowie kostenneutral ist. Die Prävention deckt folgende Bereiche ab: Geburtenregelung, Bildung und Aufklärung, Schutz der physischen und psychischen Integrität, Hygienekonzepte, Hilfe zur Selbsthilfe und Hilfe zu einer selbstständigen Lebensplanung. Eines der Hauptthemen dabei ist die Verhütung. Bei der gynäkologischen Prävention geht es nicht nur darum, die Gesundheit von Frauen, insbesondere Müttern, zu verbessern, sondern deren Selbstbestimmung zu fördern. Das Netzwerk soll 150'000 Frauen und Mädchen sowie deren Partnern im Einzugsgebiet des Herona Hospitals zu Verfügung stehen.

Mit dem Outreach-Programm werden Schulungen zu Gesundheitsthemen in den Dörfern durchgeführt.

Aktueller Stand

Im März dieses Jahres reiste Bergundthal nach Uganda, um sich vor Ort einen Eindruck des Präventionsprojekts zu machen. Sie beschreibt einen Besuch ins «Outback» folgendermassen: «Diese Art Dörfer fungieren als kleines Zentrum für die Landbevölkerung. Der Medical Outreach ist im Vorfeld angekündigt worden, so dass bei unserem Eintreffen schon um die 70 Frauen warteten. Der Moderator trägt die Themen sehr anschaulich und witzig vor. Es sind nicht nur Aufklärungs- und Gesundheitsthemen, sondern eine humorvolle Unterhaltung der Frauen, inklusive Stärkung ihres Selbstbewusstseins.» Anschliessend kam es zu 70 kostenlosen Beratungen. Im Herona  Hospital in Kisoga hat sich der wöchentliche Familienplanungstag bereits fest etabliert. Neben den präventiven Vorträgen, die Themen wie die Selbstuntersuchung der Brust besprechen, suchen viele Frauen die Kliniken für Massnahmen zur Schwangerschaftsverhütung auf.

Finanzierung des Projekts

er RC Luzern-Wasserturm spendete letztes Jahr grosszügige 10'000 Franken für das Projekt. Von Judith Lauber auf das Projekt angesprochen, hatte der Clubpräsident anfangs gewisse Bedenken, denn Projekte in Afrika stossen oft auf einen gewissen Argwohn in seinem Club. Nachdem Lauber ihm das Projekt näher erklärte und bestätigte, dass sie die Verantwortliche persönlich kenne und der Verein direkte Kontakte vor Ort habe, war der Club überzeugt. «Das Projekt ist modellhaft dafür, wie man die Gesundheit sowie die Selbstbestimmung mit relativ einfachen Mitteln fördern kann.» ermuntert Lauber. Die Herausforderung eines solchen Projekts ist aber die selbstständige Finanzierung, da das Angebot für die Patientinnen kostenlos bleiben soll. Deshalb wird der Verein beziehungsweise die Frauen und Mädchen, denen das Netzwerk zur Verfügung steht, weiterhin auf Spenden angewiesen sein.

Da Präventionskosten nicht im Zweck des Vereins vorgesehen und somit nicht in den Statuten des Vereins Cheira festgehalten sind, ist CHEIRA bei diesem Projekt auf externe finanzielle Unterstützung angewiesen. Der Verein kann hingegen mit regelmässigen Einsätzen vor Ort, beispielsweise mit Schulungen des Personals und Know-how unterstützen. CHEIRA freut sich über Spenden von weiteren Rotary Clubs und informiert gerne über das Projekt.

CHEIRA | Swiss Humanitarian Surgery

Das Hauptanliegen des Vereins ist die Organisation und Durchführung medizinischer Massnahmen in Entwicklungsländern und Krisengebieten, wo die Menschen besonders stark auf Hilfe angewiesen sind. Die OP-Teams von CHEIRA führen spezialisierte Eingriffe durch, die nicht von den örtlichen Ärzten vorgenommen werden können. Das sind beispielsweise invalidisierende Leiden wie die Infektionskrankheit Noma, die Folgen von Tumoren, Unfällen oder Schlangenbissen sowie angeborene Fehlbildungen.

Der Begriff «Cheira» stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet Hand. Für den Verein symbolisiert er, «Hand zu bieten, wo Hilfe benötigt wird, den Menschen vor Ort Hand zu bieten und Hand in Hand mit ihnen zu arbeiten, um ihnen so ein besseres Leben zu ermöglichen».

Weitere Informationen: https://www.cheira.org/