Thomas Süssli gibt spannende Einblicke in internationale geopolitische Entwicklungen

miércoles, 5 de marzo de 2025

RC Lugano

Am Abend des 11. Februar 2025 hielt Korpskommandant Thomas Süssli, Chef der Schweizer Armee, beim Rotary Club Lugano einen aufschlussreichen Vortrag zur nationalen Verteidigung, der mit einer umfassenden geopolitischen Analyse begann.

In seinem Referat beleuchtete er die aktuellen internationalen Entwicklungen, insbesondere die US-amerikanische Hegemonie, die chinesische Expansion und die russischen Interessen. Er betonte die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf Europa und die NATO und wies darauf hin, dass ein möglicher Rückzug der Vereinigten Staaten die atlantische Allianz schwächen und zur Fragmentierung Europas führen könnte – mit direkten sicherheitspolitischen Konsequenzen zugunsten aufstrebender Supermächte wie Russland und China.

Ein weiteres zentrales Thema war der russisch-ukrainische Krieg. Süssli erklärte, dass die Lage trotz des scheinbaren Stillstands besorgniserregend sei, da Russland weiterhin eine erhebliche Produktionskapazität für Waffensysteme aufrechterhalte. Besonders hob er die moderne Drohnentechnologie hervor, die es ermöglicht, gepanzerte Fahrzeuge im Millionenbereich mit vergleichsweise kostengünstigen Systemen im Wert von wenigen tausend Franken zu neutralisieren.

Die Position der Schweiz

Im Schweizer Kontext erläuterte Süssli die aktuelle Situation der Armee und stellte fest, dass derzeit nur ein Drittel der Streitkräfte vollständig ausgerüstet sei. Er erinnerte an die Entwicklung der militärischen Fähigkeiten der Schweiz: Während die Armee am Ende des Kalten Krieges mit 600.000 Soldaten vollständig ausgerüstet war, hat der Rückgang der Verteidigungsinvestitionen seit den 1990er Jahren zu einer erheblichen Reduktion der Kapazitäten geführt. 

v. l. n. r.: Clubpräsident Manuel Rigozzi, PDG Michela Pedroli und Thomas Süssli, Chef der Schweizer Armee

Armeechef Thomas Süssli gab Einblicke in die internationale geopolitische Lage

Der Zerfall der Sowjetunion hatte Europa in der Illusion einer dauerhaften Friedensperiode gewogen, zumindest in Bezug auf symmetrische Bedrohungen. Der Ukraine-Krieg hat jedoch die politische Aufmerksamkeit für die Verteidigung wieder verstärkt, sodass das Parlament zusätzliche Mittel für die Stärkung der nationalen strategischen Reserve bewilligt hat.

Trotz geplanter Investitionen in moderne Verteidigungssysteme, darunter die Beschaffung von Patriot-Raketen und F-35-Kampfflugzeugen, identifizierte Süssli das Jahr 2027 als kritischen Moment: In diesem Jahr wird die Kluft zwischen geopolitischen Risiken und der operativen Einsatzbereitschaft der Armee am grössten sein. Er räumte zudem Schwierigkeiten in einigen Beschaffungsprojekten ein und betonte das kontinuierliche Engagement zur Behebung dieser Defizite.

Ein konkretes Beispiel für veraltete Systeme sind die seit 1968 im Einsatz stehenden M109-Panzerhaubitzen, die durch das moderne deutsche Artillery Gun Module (AGM) auf Piranha IV der Firma KNDS Deutschland ersetzt werden sollen – vorausgesetzt, das Parlament genehmigt das entsprechende Budget. Zudem unterstrich Süssli die Notwendigkeit, die Soldaten angemessen auszurüsten. Derzeit kann nur ein Drittel der Armee vollständig ausgestattet werden, und es fehlen Schutzwesten sowie Munition in ausreichender Menge.

Er stellte klar, dass die Schweizer Neutralität unangetastet bleibt und in der Armeeführung niemand einen NATO-Beitritt in Betracht zieht. Dennoch betonte er die Notwendigkeit einer strategischen Zusammenarbeit mit der Allianz, insbesondere im Bereich Rüstung und Ausbildung. Da es in der Schweiz an geeigneten Geländen für grossflächige Manöver mit gepanzerten Verbänden fehlt, sei es künftig notwendig, diese im Ausland zu trainieren.

Weiterhin bekräftigte er, dass das Ziel, bis 2032 einen Verteidigungshaushalt von 1 % des BIP zu erreichen, essenziell sei, um die nationale Sicherheit zu gewährleisten. Insgesamt sind bis 2040 Investitionen in Höhe von 50 Milliarden Franken geplant, davon 13 Milliarden in den ersten sieben Jahren.

Diskussionsrunde und geselliger Austausch

Im Anschluss an das Referat beteiligten sich die rund 70 anwesenden Gäste aktiv an der Diskussion und stellten zahlreiche Fragen zu zentralen Themen wie Kommunikationssystemen, Satellitennutzung und den zukünftigen Perspektiven der Schweizer Armee.

Präsident Manuel Rigozzi schloss die Konferenz mit den Worten: «Ein friedliches und wohlhabendes Land ist ein Land mit einer stabilen Wirtschaft. Eine Wirtschaft ist nur dann stabil, wenn in diesem Land die Sicherheit gewährleistet ist – nicht nur gegen innere, sondern vor allem auch gegen äussere Bedrohungen.»

Der Abend setzte sich mit einem festlichen Dinner im Hotel Belvedere, dem Sitz unseres Clubs, fort. Dabei bedankte sich Manuel Rigozzi erneut bei Thomas Süssli und überreichte ihm das Club-Wappen. Zudem ehrte er zwei langjährige Freunde mit einem symbolischen Weingeschenk aus dem Distrikt. Für einige Gäste klang die Veranstaltung in der Bar des Hotels in einer entspannten und freundschaftlichen Atmosphäre aus.

Mitglieder es RC Lugano folgten den spannenden Einblicken des Armeechefs

Die Konferenz bot wertvolle Einblicke, stiess auf grosses Interesse und lieferte bedeutende Denkanstösse für die Zukunft der Schweizer Verteidigung.