RC Redliwil - Albrecht entkommt keiner

jueves, 21 de noviembre de 2024

Rot. Alexander Hoffmann

«Im RC Redliwil haben wir viele interessante Persönlichkeiten», sinnierte Präsident Georges Bräker eines Tages am Vorstandstisch in der Heidistube. «Schade nur, dass sie uns so selten in Form von Vorträgen an ihrer Exzellenz teilhaben lassen.» Sekretär Hans Tgetgel nickte: «Unser bisheriger Programm-Chef hört ja auf, völlig erschöpft von der Rednersuche. Aber ich hätte einen Tipp für die Nachfolge.»

«Wer würde sich das Amt denn antun?»

«Rotarier Fritz Albrecht. Der ist höchst erfolgreich in der Akquise. Albrecht entkommt keiner, heisst es.»

Albrecht hatte die Generalvertretung einer grossen Versicherung. Dank seiner Über-zeugungskraft hatte jedes Clubmitglied mindestens drei Lebensversicherungen, dazu jeder ein Rundumsorglos-Paket. Ein besonderer Renner war sein jüngstes Produkt: die Vorsorgeversicherung für Zehnjährige gegen Überversicherung.

Albrecht ging freudig ans Werk. Und siehe da, bald hatte er jede Persönlichkeit im RC Redliwil für einen Vortrag weichgeknetet. Schwierig war es nur mit Rotarier Max Danu-ser, dem führenden Schweizer Germanisten, dem Doyen des Geisteslebens an der Universität Redliwil. Albrecht lud Danuser in das beste Zürcher Restaurant ein, wo er auf seine Kosten fürstlich speisen durfte. Danuser ass die Speisekarte rauf und runter und war bester Laune. Er unterhielt sich auch mit Frau Albrecht, die sich nebenbei be-klagte, wie wenig Zeit der Gatte für sie habe. Am Ende sagte Danuser einen Vortrag zu, allerdings recht wolkig. Albrecht hakte Wochen später nach, schrieb sich an der Uni Redliwil als Senioren-Gasthörer ein und kam in jede Vorlesung von Danuser, wo er dem Herrn Professor freudig mit einem Rotary-Fähnchen zuwinkte und seinen Terminkalender schwenkte. Danuser sagte erneut einen Vortrag zu, allerdings erneut recht wolkig.

Doch die Monate gingen ins Land, es tat sich nichts. «Nun gut, ich kann auch anders!», sagte Albrecht nach einem Jahr Danuserarbeit. Er erinnerte sich an das Display, das in der Heidistube an der Wand hing. Unter dem Titel «RC Redliwil» wurde dort über das Neueste aus dem Clubleben informiert. Und so fand sich auf einmal als neueste Spitzenmeldung: «Rotarier Danuser findet überall statt, nur nicht bei uns. Seit 4‘731 Tagen ohne Vortrag.»

Das Echo war gewaltig. Noch gewaltiger war es eine Woche später. Da lasen die Besucher auf dem Display: «Rotarier Albrecht findet überall statt, aber nur selten mit der Gattin. Der letzte gemeinsame Konzertbesuch ist 6‘122 Tage her.»

Bild: pexels.com

Rot. Alexander Hoffmann †

Wir nehmen Abschied von Rotarier Alexander Hoffmann, dem brillianten Autor der beliebten Geschichten rund um den RC Redliwil und den RC Bröckedde.

Rot. Hoffmann, Mitglied des Rotary Club Frankfurt/M.-Römer, war das Herz und die Seele der beiden fiktiven Rotary Clubs. Seine Kolumnen im deutschen Rotary Magazin zählten zu den meistgelesenen Beiträgen dieses Mediums. Mit schnörkelloser Sprache, viel Humor und kollegialem Charme legte er in seinen Geschichten offen, dass Rotarierinnen und Rotarier auch nur Menschen sind.

Alexander Hoffmann studierte Politik und Geschichte, war politischer Redaktor und Korrespondent bei der Frankfurter Neuen Presse, der Frankfurter Rundschau und der Süddeutschen Zeitung. Später machte er sich selbständig als Autor und Unternehmensberater für interne und externe Öffentlichkeitsarbeit. Er veröffentlichte Romane und Sachbücher, darunter das Standardwerk «Die neuen Bundesländer» im Jahr 1990 oder das «Buch Bröckedde», herausgegeben 2008 durch den Rotary Verlag Deutschland. Für sein vorbildliches Wirken wurde Hoffmann unter anderem mit dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse (1973) und dem Theodor-Wolff-Preis (1978) ausgezeichnet.