Zusammenarbeit von Rotaract und Rotary: drei Rotaract-Mitglieder im Interview

Sonntag, 6. März 2022

Janine Keller

Rotary und Rotaract sind nicht nur seit einigen Jahren gleichgestellt, sondern arbeiten vorzugsweise auch vermehrt zusammen. Warum sich eine Zusammenarbeit für beide Organisationen lohnt und wie diese aussehen kann, darüber haben wir uns mit den drei Rotaract-Mitgliedern Patric Howald, Sandra Jedrzejewski und Philipp Tölle unterhalten.

Über die Interviewpartner*in

Patric Howald: Patric ist Mitglied im Rotaract Club Solothurn und Distriktsprecher von Rotaract im Distrikt 1980. Seine Rolle als Distriktsprecher versteht er als Bindeglied zwischen Rotary und Rotaract.

Philipp Tölle: Philipp ist Mitglied im Rotaract Club Zürich und seit 2021 als Co-Leitung des Rotaract KidsCamp Suisse tätig. Er ist bereits seit vielen Jahren mit Rotary involviert.

Sandra Jedrzejewski: Sandra ist im Vorstand des Rotaract Clubs Zürich sowie stellvertretende Distriktsprecherin von Rotaract im Distrikt 2000 und wird im nächsten Jahr die Rolle der Distriktsprecherin übernehmen. Sie engagiert sich ebenfalls als Co-Leitung beim Rotaract KidsCamp Suisse.

Das Rotaract KidsCamp Suisse findet dieses Jahr zum zweiten Mal statt, mit der grosszügigen Unterstützung von Rotary Clubs.

Wie sieht die Zusammenarbeit eures Rotaract Clubs mit Rotary Clubs aus?

Sandra: Es gibt viele verschiedene Formate, die Rotarier und Rotaracter zusammenbringen. Mir kommt da zum Beispiel das Speed-Dating in den Sinn. Ausserdem sind gemeinsame Projekte wie das KidsCamp Suisse sehr wichtig.

Patric: Mein Rotaract Club engagiert sich viel bei ROKJ. Wir helfen zum Beispiel an deren Fundraising-Events aus. Ausserdem sind wir immer mit einem Mitglied unseres Clubs in der Gesuchspüferkommission von ROKJ vertreten. Zurzeit bin ich das noch.

Philipp: Ich denke, für Rotarier ist es wichtig zu wissen, dass sie uns um Unterstützung bitten können. Wir Rotaracter schätzen es, wenn Rotary Clubs auf uns zukommen, um Manpower anzufragen. So werden wir zum Beispiel beim Galadinner von Shelter & Water am 21. Mai aushelfen. Umgekehrt konnten wir ROKJ Bern dafür gewinnen, die Patenschaft für drei Kinder für das KidsCamp zu übernehmen.

Was ist aus eurer Sicht nötig, dass diese Zusammenarbeit gut funktioniert?

Sandra: Ich finde es wichtig, dass wir unsere jeweiligen Programme gegenseitig verfolgen und auch einmal an einer Veranstaltung, einem Vortrag oder Projekt der jeweiligen anderen Organisation teilnehmen. Das ist wichtig, um voneinander zu lernen, neue Ideen entstehen zu lassen und Kontakte zu knüpfen. Während der Corona Pandemie konnte man sich sehr einfach auch virtuell zu Rotary Treffen dazuschalten.

Patric: Ich stelle immer wieder fest, dass der Austausch zwischen Rotary und Rotaract abnimmt, nachdem ein Wechsel im Vorstand stattgefunden hat. Ich würde mir wünschen, dass dieser Austausch mehr zur Selbstverständlichkeit wird.

Sandra: Ja, der Austausch sollte jedoch nicht nur vom Vorstand abhängen, sondern sich wirklich in den Clubs verbreiten, sodass alle nachhaltig an einem Strang ziehen.

Philipp: Dafür müssten Meetings regelmässig im Polaris aufgeschaltet und aktualisiert werden.

Sandra: Und das Wissen vorhanden sein, dass es diesen Kalender überhaupt gibt und man sich da informieren kann.

Patric: Ich könnte mir auch vorstellen, dass in den Köpfen der Rotarier noch immer die Vorstellung herrscht, dass Rotaract auf sie zukommen muss. Aber Rotarier können auch auf uns zukommen und sind an den Rotaract-Events sehr willkommen.

Wie wichtig empfindet ihr diese Zusammenarbeit und weshalb?

Sandra: Es ist ein partnerschaftlicher Austausch, bei dem gegenseitige Vorurteile abgebaut werden und man sich kennenlernt. Mit einem gemeinsamen Projekt ist man nicht mehr Rotary oder Rotaract, sondern verfolgt zusammen ein Ziel, basierend auf gemeinsamen Wertvorstellungen.

Philipp: Ich finde die Zusammenarbeit sehr wichtig, weil das Beste aus beiden Welten zusammenkommt. Bei gemeinsamen Projekten entstehen oftmals enge Verbindungen, die in einem grösseren Rahmen Gutes bewirken können. Ausserdem finde ich Rotary-Vorträge für uns jüngere Rotaracter sehr anregend und horizonterweiternd. Das ist aber umgekehrt bestimmt auch der Fall.

Patric: Ich finde sie auch aufgrund der Thematik von Nachwuchsmitgliedern bei Rotary wichtig. Wir sind alle potenzielle zukünftige Rotary-Mitglieder, die den Vorteil bieten, dass wir uns bereits in einem sehr ähnlichen Kontext bewegen und dieselben Werte teilen.

Das Camp bietet viel Unterhaltung und Spass für sozial bedürftige Kinder oder Kinder aus schwierigen Verhältnissen.

In diesem Jahr findet zum zweiten Mal das KidsCamp Schweiz statt, ein von Rotaract organisiertes Projekt. Wie kam dieses Projekt zustande und welche Idee steckt hinter dem KidsCamp?

Philipp: Das KidsCamp entstand 2008 in der Nähe von Heidelberg, Deutschland. Das erste KidsCamp wurde von einem Rotaract-Trägerverein und einem Rotary-Beirat gegründet. Der Vereinszweck ist, sozial bedürftigen Kindern eine Woche Urlaub zu schenken. Bis 2019 konnte mithilfe des KidsCamps bereits 1’000 Kindern Urlaub geschenkt werden. Das Schweizer KidsCamp hat 2018 Jonas Frieg nach einer Teilnahme in Deutschland und auf Anregung von Marianne Hopsch gegründet. Mit grosszügiger Unterstützung von Rotary konnten im letzten Jahr 26 Kindern eine tolle und erlebnisreiche Lagerwochegeschenkt werden.

Wie wirkt sich die Zusammenarbeit mit Rotary auf das Rotaract KidsCamp aus und welche Möglichkeit haben die Rotary Clubs noch, um das diesjährige KidsCamp zu unterstützen?

Sandra: Rotary Clubs stellen die finanziellen Mittel zur Verfügung, indem sie Patenschaften übernehmen. Sie helfen uns ausserdem, die Kinder für das Camp zu finden, da sie sehr gut vernetzt sind. Rotaract ist während des Camps vor Ort und kann auch viel mehr Zeit in die Vorbereitung stecken. Auch lokal arbeiten wir gerne mit Rotariern zusammen, die für die Kinder ein Erlebnis, wie zum Beispiel einen Ausflug auf den Bauernhof, bieten können, einen Workshop organisieren oder in der Küche mithelfen.

Philipp: Wir suchen vor allem noch Kinder für das Camp. Wir suchen Kinder, die entweder aus sozial bedürftigen Familien kommen oder eine schwierige Zeit durchmachen (zum Beispiel aufgrund einer schweren Erkrankung eines Familienmitglieds), Waisenkinder, etc. Sie sollten zwischen 8 und 12 Jahre alt sein und ihren Wohnsitz in der Schweiz haben. Wer solche Kinder kennt oder vielleicht mit entsprechenden Institutionen in Kontakt ist, kann sich gerne bei uns melden.

Vielen Dank für das Interview!

Wer das KidsCamp unterstützen möchte, kann sich bei folgenden Personen melden:

Sponsoring: Sandra Jedrzejewski, sandra.jedrzejewski@rotaract.ch; Philipp Toelle, philipp.toelle@rotaract.ch

Für die Kinder: Katharina Kogel, katharina.kogel@rotaract.ch

Für die Helfer: Norman Giumelli, norman.giumelli@rotaract.ch

Alle Informationen zum KidsCamp Suisse finden Sie auch auf der Website: http://swiss.rotaract-kidscamp.de/.

Sandra Jedrzejewski, Rotaract Club Zürich

Patric Howald, Rotaract Club Solothurn

Philipp Tölle, Rotaract Club Zürich