In diese Gemengelage hinein platzierte Lüthi unter dem Titel «Aufbruch» ein Thesenpapier zur Zukunft des RC Redliwil. Die Thesen waren hochherzig und anspruchsvoll, es ging um neue Formen der Meetings, um mehr Präsenz in der Gesellschaft, um die Aktivierung der Rotarierinnen und Rotarier und vieles mehr.
Zu Lüthis Überraschung zeigte sich Kassierer Schnurrenberger höchst erfreut über das Reformpapier. «Das ist ein grossartiges Papier», erklärte er Lüthi und fuhr fort: «Angesichts des komplexen Themas sollten wir eine Grundsatzkommission bilden, die sich damit befasst.»
«Und dann?», fragte Lüthi.
«Dann wird sie einen Zwischenbericht vorlegen. Schätze, so um 2040 herum.»
Zuhause klagte Lüthi gegenüber der Gattin: «Die Old Boys machen aus meinem Aufbruch einen Abbruch.» Doch er wusste sich zu wehren. Tags darauf erzählte er einem anderen Rotarier unter dem Siegel der absoluten Verschwiegenheit, dass sich ein YBN, das Young Boys Network, gebildet habe. Es werde den Old Boys die Stirn bieten. Das war frei erfunden, aber wie erwartet wusste 24 Stunden später der gesamte RC Redliwil davon.
Die Old Boys erfasste Panik. Sekretär Tgetgel lud Lüthi zur Taufe seines neunten Enkels ein, Kassierer Schnurrenberger gar zu seinem exklusiven, herbstlichen Golfturnier im Engadin, das bislang den Premiumrotariern vorbehalten war. Am zehnten Loch nahm Schnurrenberger den Young Boy zur Seite und meinte: «Jung und Alt müssen zusammenhalten. Ich denke, der Zwischenbericht zu Ihrem Papier könnte schon 2035 fertig sein.»
Der Originalartikel erschien auf rc-redliwil.ch.