Anlässlich des rotarischen Schwerpunktmonats «Friedensförderung und Konfliktprävention» meinte Präsident Bräker in einer Vorstandssitzung: «Wenn jemand das nötig hat, dann ist es der RC Redliwil.» Rotarier Schneebeli schlug vor: «Ernennen wir doch einen Peacebeauftragten, ich wüsste auch schon, wen.»
Das war Weihbischof Albrecht, ein Rotarier mit europaweitem Ansehen, ein warmherziger Mensch, ein grosser Versöhner. Clubsekretär Tgetgel war skeptisch. «Bei uns wird das schwierig. Es gibt ja den normalen Streithahn, den fortgeschrittenen Streithahn und den rotarischen Streithahn. Letzterer erreicht ein ungeahntes Niveau. Er ist juristisch vorgebildet, intelligent, rhetorisch begabt und mit einem überquellenden Ego versehen.»
Albrecht nahm dennoch den Auftrag gerne an und erstellte eine Streithahn-Liste, die ziemlich umfangreich ausfiel. Die betreffenden Freunde lud er zu einem ökumenischen Gottesdienst in den Redliwiler Dom, danach folgte ein inniges Treffen im Stuhlkreis, besonders schwere Fälle erhielten ein Anti-Aggressions-Training.
Eine zweite Liste des Peacebeauftragten enthielt die aktuellen Knackpunkte, die den Club bewegten. Zum einen ging es darum, wer bei der nächsten Wilhelm Tell-Feier den Tell spielen durfte. Hier lagen die Freunde Wüthrich und Maerki im heftigen Streit. Die Rotarier Medici und Grossenbacher dagegen, die dem Komitee zur Modernisierung des Clubwimpels angehörten, hatten sich wegen der Farben rettungslos entzweit. Medici war für einen Wimpel in Blau, Rot und Gelb, Grossenbacher kämpfte für Blau, Rot und Türkis.
Albrecht fand dafür salomonische Lösungen. Gemäss seinem Vorschlag sollte Wüthrich den nächsten Tell stellen, an seiner Seite würde Maerki als Assistant Tell auftreten. Ein Jahr später sollten sie die Funktionen wechseln. Und für den Clubwimpel schrieb Albrecht die Farben Blau, Rot, Gelb und Türkis vor.
Alle waren glücklich. Der Peacebeauftragte setzte ein Protokoll auf, das alle unterzeichnen sollten. Doch der Friedensschluss platzte. Wüthrich, Maerki, Medici und Grossenbacher zerstritten sich über die Frage, wer als erster unterzeichnen durfte.
Dem friedfertigen Albrecht platzte der Kragen. Vor seinem Rückzug in ein Kloster erklärte er Präsident Bräker: «Was dieser Club braucht, ist eine UN-Friedenstruppe, aber mit robustem Mandat, inklusive eines Leopard 2.»